Der Wettbewerbs-Kompass der Europäischen Kommission: Eine neue Chance für Landwirte
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Der Wettbewerbs-Kompass der Europäischen Kommission: Eine neue Chance für Landwirte

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Agri-Food in der EU: Wettbewerbskompass und öffentliche Förderungen
Im Januar 2025 stellte die Europäische Kommission den „Wettbewerbskompass“ (Competitiveness Compass) vor – einen Fahrplan, um Europas wirtschaftliche Dynamik und Wachstum zu stärken. Im Mittelpunkt stehen Innovation, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Resilienz – auch in der Landwirtschaft. Für kleinere Betriebe und Agrarunternehmen wirkt der Wettbewerbskompass auf den ersten Blick abstrakt, tatsächlich eröffnet er aber sehr konkrete Chancen und Fördermöglichkeiten.
Der Leitfaden für Landwirte zum neuen EU-Wettbewerbskompass
Mit dem Wettbewerbskompass hat die EU im Januar 2025 die ehrgeizigste Agrarreform seit Jahrzehnten auf den Weg gebracht. Sie verspricht weniger Bürokratie, mehr Unterstützung und neue Einkommensquellen. Das Fazit: Weniger Kontrollen, vereinfachte Anträge und neue Einnahmemöglichkeiten durch Kohlenstoff-Landwirtschaft, erneuerbare Energien und digitale Technologien. Die EU rechnet damit, dass Landwirte allein durch Bürokratieabbau jährlich 1,58 Milliarden Euro einsparen – und gleichzeitig Zugang zu Milliardenbeträgen an neuen Förderungen erhalten.
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Weniger Verwaltung ab 2026
Die wichtigste Änderung: Ab 2026 (vorbehaltlich der finalen Gesetzgebung Ende 2025) sinkt der Verwaltungsaufwand deutlich. Die Kleinbetragsgrenze für Direktzahlungen steigt von 1.250 € auf 2.500 €. Betriebe unter 10 Hektar sind von bestimmten Kontrollen und Sanktionen befreit. Eine Kontrolle pro Jahr: Alle GAP-Programme zusammen dürfen nur noch eine Vor-Ort-Kontrolle jährlichvorsehen – bis zu 50 % weniger Betriebsbesuche. Satellitendaten ersetzen zunehmend physische Kontrollen. Vorteile für Biobetriebe: Wer ökologisch zertifiziert ist, erfüllt automatisch mehrere Umweltauflagen (GLÖZ 1, 3, 4, 5, 6, 7) – ohne zusätzliche Dokumente oder Prüfungen.
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Anreize für KI und Präzisionslandwirtschaft

Die Initiative „Apply AI“ soll Landwirte beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotik unterstützen. Gefördert werden vor allem Präzisionstechnologien, IoT-Sensoren, Drohnen, automatisierte Erntesysteme und KI-gestützte Prognosen.

Beispiele geförderter Anwendungen:

  • Präzisionsdüngung zur Kostensenkung
  • Tierüberwachungssysteme für Tierwohl und Produktivität
  • Drohneneinsatz für Monitoring und Schädlingskontrolle
  • Automatisierte Bewässerung basierend auf Bodendaten
  • Wetterprognosen für anbauoptimierte Entscheidungen

Über nationale Digital Innovation Hubs können Landwirte Technologien testen. Fördermaßnahmen sind in den Strategischen GAP-Plänen der Mitgliedstaaten verankert und werden über die jeweilige Zahlstelle beantragt. Insgesamt sollen über 274.000 Betriebe in der EU von Digitalisierungsprogrammen profitieren.

 
Förderwege und Zugang

Die EU-Förderungen lassen sich in drei Bereiche gliedern: 

A) GAP & AKIS (national, praxisnah)

  • Was: Beratung, Demonstrationsbetriebe, Betriebsbesuche, „Operationelle Gruppen“.
  • Wo: Über das nationale GAP-Netzwerk oder die regionale Zahlstelle (jedes Land organisiert eigene Ausschreibungen).  CAP Network

B) Horizon Europe & Digital Europe (wettbewerblich, Konsortien)

C) Kredite & Garantien (über Banken, schneller zugänglich)

  • EIB/InvestEU: spezielle Kreditlinien für Investitionen in Technik, Energie und Junglandwirte, häufig mit nationalen Garantien kombiniert. Antragstellung über teilnehmende Banken und Kreditgenossenschaften.
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Ausblick

Der Wettbewerbskompass ist nicht nur eine Vision, sondern ein konkreter Plan, der die Landwirtschaft in den kommenden Jahren spürbar entlasten und stärken soll. Er zeigt, dass die EU die Landwirtschaft nicht nur als Traditionssektor betrachtet, sondern als Schlüsselbranche für Europas Zukunft. Landwirte sollten sich in den kommenden Monaten über neue Förderaufrufe, Pilotprojekte und Gesetzesänderungen informieren – auf den Portalen der EU-Kommission für Landwirtschaft oder beim nationalen Landwirtschaftsministerium. Die Botschaft ist klar: Der EU-Wettbewerbskompass will Landwirten die nötigen Werkzeuge, Fördermittel und fairen Regeln an die Hand geben, um in einer sich wandelnden Welt erfolgreich zu bleiben.

 
Fazit

Im nächsten Beitrag geben wir Ihnen praktische Tipps, wie Sie über Horizon Europe Förderungen erhalten und neue Technologien im Rahmen europäischer Projekte testen können.

 

Verfasst von Rocco Limongelli, Experte für KI & Robotik

 
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